Schönheitsideale und das Gesicht im Wandel der Zeit
- Stefanie Kling
- 5. Juli 2022
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 8. März 2023
Wie Schönheitsideale uns beeinflussen und wir am besten mit ihnen umgehen können.

Wie sagt man so schön: „Schönheit liegt im Auge des Betrachters.“ Aber sehen wir das wirklich so? Und wenn ja, warum sehen unsere (weiblichen) Instagram und Hollywood Idole alle dann irgendwie gleich aus: Große Augen mit langen, voluminösen Wimpern, sinnlich vollen Lippen – alles am besten faltenfrei auf einer, wie sagt man so schön, „Glass Skin“?
Ich weiß, ich weiß, das klingt jetzt ziemlich provokant und generisch – ganz besonders für eine Gesichtleserin wie ich es bin. Schließlich geht es mir in erster Linie um Potentiale und Talente, nicht um das, was die Gesellschaft aktuell als schön empfindet. Ehrlich gesagt, muss ich allerdings gestehen, dass auch ich hin und wieder skeptisch vor dem Spiegel stehe und an der ein oder anderen Falte schiebe und zupfe. Aber trotzdem und genau deswegen möchte ich in diesem Beitrag die Bedeutung von Schönheitsidealen und ihre Auswirkungen auf uns etwas genauer beleuchten.
Der Status quo?
Schauen wir uns die erfolgreichen Celebrities unserer Zeit an, ist klar ersichtlich, dass unsere Gesellschaft einem spezifischen Schönheitsideal nachjagt. Für Frauen gilt, wer ovale Gesichtszüge mit ausgeprägten Wangenknochen, großen Augen und sinnlich vollen Lippen vorweisen kann, ist klar im Vorteil. Männer werden hingegen bewundert für ein gemeißeltes Gesicht mit starkem Kiefer und vollem Haar. Umso markanter die Merkmale, desto besser, versteht sich.
Im Facereading spiegelt das bestimmte Attribute wider, die auch inhaltlich bei uns besonders gefragt sind. Die Frau als kreative, leidenschaftlich-emotionale Empathin mit dem Sinn für Details und die feinen Dinge im Leben. Der Mann sportlich kraftvoll mit zielgerichteter Durchsetzungskraft; ein guter Beschützer und Machertyp – vor allem im Business. Und in der Tat: Das sind auch großartige Eigenschaften. Doch ist das Repertoire an erstrebenswerten Attributen damit ja noch lange nicht erschöpft.
Wir haben diese Idealvorstellung des Aussehens unterbewusst allerdings schon so verinnerlicht, dass wir uns oft gar nicht mehr die Frage stellen, warum wir in Wirklichkeit danach streben? Wollen wir doch in gewissen Lebensbereichen ganz bewusst individuell sein und uns von der Masse abheben. Ich möchte hier auch nicht zu stereotyp daherkommen, natürlich gilt das nicht für alle und jeden von uns. Mir geht es auch nicht darum, irgendjemanden zu verurteilen – ganz im Gegenteil. Ich möchte lediglich ergründen, welche Einflüsse von außen uns hier formen.
Ein Blick in die Vergangenheit
Besonders das Gesicht ist der sich im Laufe der Zeit stetig verändernden Wahrnehmung wohl mit am stärksten unterworfen. Was für uns in der westlichen Welt als schön gilt, wird in anderen Breiten- und Längengraden als Makel betrachtet. Ganz zu schweigen von vergangenen Zeitaltern und Strömungen, in dem sich das Schönheitsempfinden wie ein Pendel, mal auf ein bestimmtes Ideal zu und mal von ihm weg bewegte, je nach Einfluss der jeweiligen sozialen und historischen Gegebenheiten. Heute bewundert schließlich keiner mehr die ausrasierte Stirn von Königin Elisabeth I. oder sehnt sich nach dem Doppelkinn der in Rubens Gemälden dargestellten Schönheiten.
Eine besondere Ausnahme gibt es jedoch. Denn eine Definition von Schönheit hat sich bis heute recht gut halten können: und zwar die Vorstellung der antiken Griechen. Ihrer Ansicht nach war das perfekte Gesicht nach den Regeln harmonischer Proportionen definiert. Sie waren der Auffassung, dass alle Dinge, das Antlitz eingeschlossen, von der Mathematik und der Zahl 3 bestimmt werden und basierend auf Platos Konzept des menschlichen Gesichtes aus einem System von Dreiecken besteht. Das Kinn befindet sich demnach in der gleichen vertikalen Ebene wie die Stirn und in der Profilansicht fällt der Nasenrücken in einer geraden Linie von der Nasenwurzel zur Nasenspitze. Zudem sollte die Stirn schmal sein und die Augenbrauen einen weichen Bogen beschreiben. Das Kinn sollte rund und weich erscheinen und das Haar am besten blond sein. Auch heute noch wird das als schön empfunden, besonders bei den Frauen.
Die folgenden Epochen griffen diese Ansicht entweder auf, wie beispielsweise in der Renaissance, oder revidierten diese, wie das im 16. Jahrhundert zu Zeiten von Maria Stuart, Königin von Schottland, der Fall war. Ihre rote Haarfarbe, zuvor absolut kein Zeichen von besonderer Schönheit, wurde mit ihr erstmalig erstrebenswert.
Seit Beginn des 20. Jahrhunderts und besonders seit den 60er-Jahren sind die Schönheitsvorstellungen etwas flexibler geworden. Man bewunderte Ikonen wie Marilyn Monroe und Twiggy gleichermaßen; hatte pro Jahrzehnt jedoch meistens nur ein paar wenige Vorbilder im Rampenlicht.

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